Fritz Süllwold

Ordentlicher Professor für Psychologie seit 1965. Süllwold ist im Verlauf der Studentenbewegung an der Universität Frankfurt einer der standhaftesten und aufrechtesten Hochschullehrer, der sich gegen die Störungen seiner Vorlesungen argumentierend wehrt. Er legt dem Rektorat mehrere Berichte über diese Aktionen vor.

Süllwold wird in Herne als Sohn eines Eisenbahnbeamten geboren. Nach Reichsarbeitsdienst, Wehrmacht und britischer Kriegsgefangenschaft holt er 1947 das Abitur nach. Er studiert in Göttingen Psychologie, daneben Geschichte, erwirbt 1952 das Diplom in Psychologie und promoviert 1953 mit einer denkpsychologischen Arbeit. Nach einem Forschungsstipendium arbeitet er ab 1957 an der Hochschule für Internationale Pädagogische Forschung (HIPF). Süllwold habilitiert sich 1963 an der Universität des Saarlandes. 1965 wird er als ordentlicher Professor für das Fachgebiet Psychologie an die Universität Frankfurt berufen. Bereits im Ruhestand führt er eine Untersuchung 2002 an 137 «Normalbürgern» der NS-Zeit durch, um mit einem längeren Fragebogen deren Erinnerungen und Wahrnehmungen des Alltags im Nationalsozialismus als «Zeitbeobachter» zu ermitteln. Er verstirbt am 28. August 2010.

Fritz Süllwold
Studentenbewegung Fritz Süllwold

Süllwold als Opfer der Aktionisten

Mehrfach werden die Lehrveranstaltungen Süllwolds gestört.

Das Flugblatt der sogenannten Basisgruppe Psychologie vom 19. Dezember 1968

Die Störung des Seminars am 7. Januar 1969 – Bericht von Süllwold an den Kultusminister

Die Zeugenaussage des Studenten Richter zur Störung vom 6. Januar 1969

Zeugenvernehmung zu Vorlesungsstörungen bei Süllwold seit dem 12. Dezember 1968

Am 17. Februar 1969 vernimmt Assessor Roth im Auftrag des Universitätsrats den Zeugen Haase zu den Vorlesungsstörungen, die Süllwold betreffen:

Nachruf für Süllwold vom Henning Haase im Uni-Report vom 13.12.2010


„Im Alter von 83 Jahren ist am 29. August Prof. Fritz Süllwold gestorben. 1965 wurde er auf den neu geschaffenen Lehrstuhl für Psychologie innerhalb der philosophischen Fakultät der Universität Frankfurt berufen. Trotz zahlreicher alternativer Angebote blieb er bis zu seiner Emeritierung 1994 der Goethe-Universität und vor allem „seinem“ Institut treu, das er in seiner heutigen Struktur über die Jahre hin mit großem Engagement gestaltet hat. Nach Studium und Promotion in Göttingen war er 1963 von der Universität Saarbrücken habilitiert worden. Schon in seinen frühesten Publikationen deutete sich an, was ihn sein Leben lang als Forscher und Lehrer ungemein faszinierte: das menschliche Denken, die Intelligenz, die geistige Leistungsfähigkeit. Seine kreativen Ansätze, die prozesshaften Verläufe des Denkens zu modellieren, haben ihm weltweite Anerkennung gebracht. Süllwolf gehörte zu dem Kreis von Psychologen, die nach 1945 das Studium der Psychologie aufgenommen haben und später in den Universitäten die Wende der phänomenologischen Tradition im Sinne des kritischen Rationalismus für eine moderne Psychologie am Bilde der Naturwissenschaften vorantrieben. Dennoch blieb ihm die Andersartigkeit des Psychischen gegenüber dem physischen Forschungsgegenstand immer bewusst. Den Studierenden hat er nicht nur den Wissenskanon der Psychologie, sondern auch deren wissenschaftstheoretische Grundlagen überaus anschaulich nahegebracht. Die Anregungen, die Süllwold in die Wissenschaft eingebracht hat, sind zahllos. Vielleicht aber würde es ihn freuen, sein jüngstes Projekt, eine Geschichtspsychologie zu etablieren, in der Psychologie aufgenommen zu sehen. Seine Schülerinnen und Schüler, Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter werden Fritz Süllwold als wohlwollenden Förderer ihrer Entwicklung in Erinnerung behalten.