Hartmut Riehn

Ab 1968 Universitätsrat, später Leiter der Rechtsabteilung der Johann Wolfgang Goethe-Universität bis 1980.
Sohn des evangelischen Pfarrers Johannes Riehn und seiner Ehefrau Elisabeth Riehn geb. Heinrichs, 3 Geschwister. Autor des vorliegenden Internetauftritts. – Politische Einstellung: Kritischer Verfechter unserer Demokratie; Gegner einer identitären Politik, die droht, unsere Gesellschaft zu zerstückeln; Feind einer Ideologie der Erwählten.

Studentenbewegung Bild Hartmut Riehn

Die Eltern

Hartmut Riehn hat das Glück, von Eltern erzogen zu werden, die sich nicht mit dem Nazi-Regime arrangieren oder es gar unterstützen. Sein Vater ist Mitglied der Bekennenden Kirche, die es ausdrücklich ablehnt und die Gefahren des faschistischen Systems erkennt. Er befindet sich also in der Epoche der Studentenbewegung nicht in der Situation anderer junger Menschen, deren Eltern sich zum Naziregime bekannt haben und nun nach Kriegsende ihre Vergangenheit verdrängen. Es besteht für ihn kein Anlass, sich von seinen Eltern wegen ihres Verhaltens in der Vorkriegsepoche und in den Kriegsjahren zu distanzieren oder sie gar zu stigmatisieren.

Johannes Riehn
Vater des Autors:
Johannes Riehn

Dies belegt eindrucksvoll der folgende Eintrag des Vaters vom 2. August 1937 in das Gästebuch seines Schwiegervaters, Friedrich Heinrichs, den er zusammen mit seiner Familie in Berlin-Steglitz besucht. Johannes Riehn berichtet, dutzende Pfarrer und Laien seien inhaftiert oder ausgewiesen worden.

Die Kirche als Schiff auf hoher See drohe im Sturm unterzugehen. Dann betet er gleichsam

Aber der Herr in der Höhe ist mächtiger als das Ungetüm.“

Gemeint ist das Ungetüm Hitler!

Der Missionar Friedrich Heinrichs – Großvater des Autors mütterlichseits

Dem Großvater des Autors mütterlichseits ist eine eigene Homepage gewidmet, auf der dessen zahlreichen Berichte über seine Tätigkeit in Bethanien – Südwestafrika (heute Namibia) – präsentiert werden

Vita Hartmut Riehn

Nach dem frühen Tod des Vaters im Jahr 1945 zieht die Familie aus der sowjetisch besetzten Zone zunächst nach Marburg/Lahn, dann nach Waldeck am Edersee und später nach Bad Wildungen um. Dort gelingt wegen der Nachkriegsumbrüche das Abitur erst 1957. Es schließt sich das Studium der Rechtswissenschaften an der Johann Wolfgang Goethe-Universität Frankfurt am Main, der Ludwig-Maximilians-Universität München und der Philipps-Universität Marburg an.

Die Berufstätigkeit von Hartmut Riehn

Nach der Referendarzeit in Marburg/Lahn beginnt seine Berufstätigkeit ab September 1967 im Rektorat der Johann Wolfgang Goethe-Universität. Dort ist er zunächst Angestellter und einige Monate später im Wahlamt „Universitätsrat„. In dieser Funktion berät und unterstützt den Rektor, die Dekane und den Akademischen Senat. 4 Jahre später wird er Leiter der neu eingerichteten Rechtsabteilung der Hochschule. Außerdem ist er nebenamtlicher juristischer Berater der  Hochschule für Musik und Darstellende Kunst Frankfurt am Main (Rektorate Philipp Mohler dann Hans-Dieter Resch) und Dozent an der Städtischen Frankfurter Bibliotheksschule. Schließlich ist er mehrere Jahre als ehrenamtlicher Vorsitzender die gemeinnützige Marburger Musikschule mit über 900 Schülern zuständig.

1980 wechselt er in die Verwaltungsgerichtsbarkeit. Hier wird er zum Vorsitzender Richter am Verwaltungsgericht in Gießen ernannt. Seit Oktober 2000 ist er niedergelassener Rechtsanwalt in Berlin mit den Spezialgebieten Hochschulrecht und Kapazitätsrecht (siehe hierzu: www.hochschulanwalt.de). Zudem ist er Geschäftsführer der Akademie für Hochschulrecht (siehe hierzu: www.akaho.de).

Anhang 1: Die Rolle der bekennenden Kirche in der Nazizeit

Im Jahr 1933 versucht „Reichsbischof“ Müller der evangelischen Kirche, das nationalsozialistisches Gedankengut – insbesondere das Führerprinzip und die Vorgaben der Arierparagraphen – mit den Grundprinzipien des Protestantentums zu vermischen. Deshalb gründet Pfarrer Martin Niemöller als Mitglied der bekennenden Kirche 1933 in Berlin den »Pfarrernotbund«. Ihm schließen sich bis Januar 1934 über 7000 Pfarrer an, denen es gelingt den bedrohlichen Eingriff zu verhidnern.

Der Versuch, die Pfarrernotbund-Initiatoren zu isolieren und das Kirchenregiment des Reichsbischofs durchzusetzen, scheitert kläglich. Im Oktober 1934 hält man eine „Bekenntnissynode“ in Berlin ab. Sie sagt dem Reichsbischof offen den Kampf an. Zudem wird der ‚Rat der Deutschen Evangelischen Kirche‚ als förmliche Gegenorganisation ins Leben gerufen und das ‚kirchliche Notrecht‚ verkündet. (Siehe hierzu ausführlich: Martin Broszat, Der Staat Hitlers, S.283 ff.; Aleff, Eberhard, Das Dritte Reich, Hannover 1970, S.51 ff.).

Niemöller wird am 2. Juli 1937 verhaftet und muss bis Kriegsende in einem Konzentrationslager ausharren. In seinem Tagebuch kommentiert Goebbels am 8. Februar 1938 die Bestrafung Niemöllers: “Dieses Schwein von Niemöller sollte ich vor der Flinte haben!” – Joseph Goebbels, Tagebücher 1924 – 1945, Bd.1, Herausgeber Ralf G. Reuth, Piper Verlage, 3. Auflage 2003, S.1204

Als Niemöller ein Gnadengesuch einreicht, reagiert Goebbels höhnisch (Tagebücher, S. 1512): “Niemöller bittet um Gnade. Kommt nicht in Frage. Soll gut essen, dick werden, daß niemand ihn mehr mit einem Märtyrer verwechseln kann.

Anhang 2: Euthanasie-Verbrechen 1939-1945 und die Betroffenheit der eigenen Familie

Für ihre „Euthanasiemordaktion“ nutzten die Nazis auch die Krankenanstalt Obrawalde bei Meseritz – heute Międzyrzecz in Polen – als Tötungsanstalt. Beim Sortieren von alten Dokumenten entdeckte ich zufällig die Sterbeurkunde meiner Tante Margarete Riehn vom 12. Mai 1943, die vom Standesamt Meseritz-Obrawalde ausgestellt ist:

430512-Sterbeurkunde-Meseritz-Obrawalde

Meine anschließenden Recherchen ergaben: Margarete Riehn ist eindeutig ebenfalls Opfer der Euthanasieverbrechen geworden. Im Alter von 21 Jahren hat man sie dort schlicht als lebensuntauglich ausgemerzt. Sie war nämlich bis kurz vor Ihrem Tod wegen einer schweren psychotischen Erkrankung in der ehemaligen Landesheilanstalt Stralsund in einer geschlossenen Abteilung untergebracht, bis dann plötzlich und unerwartet die Angehörigen über ihren Tod informiert wurden. Damals war unerklärlich, warum noch nicht einmal die Möglichkeit bestand, sie im familiären Kreis zu beerdigen. Die Todesursache wurde nicht mitgeteilt.

Riehn
Margarete Riehn

Siehe zur Rolle der Anstalt in Meseritz von Hans Canjé: „Die Sterbebücher aus Meseritz„.

Zitat:

Die amtlich als »lebensunwert« oder als »asozial« abqualifizierten Menschen wurden, so sie den Transport überlebt hatten, noch auf dem Bahnhof selektiert. Für die nicht Arbeitsfähigen stand das Todesurteil fest, es wurde in einigen Fällen auch gleich auf dem Bahnhof vollstreckt. Emsige »Pflegerinnen« nahmen sich der Ankömmlinge an. Ihr Leben endete in der Regel innerhalb von drei Tagen durch die Verabreichung von Veronal oder durch Giftspritzen. Hier wurde fast individuell, in »Handarbeit« gemordet. Die ahnungslosen Kranken wurden von den »Schwestern« in speziell eingerichteten Sterbezimmer mit zwei Betten geführt. Hier erhielten sie das tödliche Getränk mit Veronal oder die Giftspritze. Einige Patienten wurden durch Luftinjektionen umgebracht oder erschossen. Allein zwischen Januar und September 1944 starben, so bekundete ein nur formal bestehendes hauseigenes Standesamt auf dem Totenschein, an »Herz- oder Altersschwäche« – 3.241 Patienten. Anfangs wurden sie zum Verbrennen ins Krematorium von Frankfurt/Oder transportiert, später auf dem Gelände in Massengräber verscharrt. Nur an Sonntagen wurde nicht »gearbeitet«. »Schwester« Rataczak gestand, auf diese Weise 2.500 Frauen getötet zu haben. »Das letzte Mal habe ich zwei Frauen am 28. Januar 1945 getötet und am nächsten Tag bin ich nicht mehr zur Arbeit gegangen, da die Rote Armee in unsere Stadt kam.“

Siehe auch „Quellen zur Geschichte der “Euthanasie”-Verbrechen 1939-1945 in deutschen und österreichischen Archiven.

Ab November 1941 entwickelte sich die modern und gut ausgestattete Krankenanstalt Obrawalde bei Meseritz zur »regelrechten Vernichtungsanstalt« (Ernst Klee). Nach den Worten das Historikers Peter Sandner wurde sie zur »Modellanstalt einer neuen systematischen Krankenmordaktion«, die als »Ersatz oder Fortsetzung der Gasmordaktion gelten« könne. Bis Ende 1941 waren im Zuge des mit dem Tarnbegriff »Euthanasie« (Gnadentod) bezeichneten Mordprogramms rund 70.000 kranke und behinderte Kinder, Frauen und Männer in den sechs zentralen Vernichtungsanstalten (Brandenburg, Pirna-Sonnenstein, Bernburg, Hadamar, Grafeneck, und Linz) »desinfiziert« d. h. vergast oder auf andere Art ermordet worden. Offiziell wurde die von der Berliner Zentrale gelenkte Aktion »T 4« im August 1941 beendet. In Wahrheit wurde »T 4« in den Konzentrationslagern und durch eine Verlagerung z. B. in Richtung Osten, in die okkupierten polnischen Gebiete, fortgesetzt. Patienten aus dortigen Pflegeanstalten wurden in die Gaue Wartheland und Danzig Westpreußen deportiert und von SS-Einsatzkommandos umgebracht. Bis Ende 1941 wurden so 4.000 Betten für zur »Ausmerze« vorgesehenen Kranke aus dem Reich »freigemacht«. 10.000 Menschen fielen dieser Aktion zum Opfer.

Ein Bild: Riehn versucht, die Verklebung zu beseitigen

Der Mann mit Schlips im Fenster links!

Karl Marx Universität, Riehn

Künstliche Intelligenz (KI) und Studentenbewegung

Amüsant ist die Reaktion auf eine Nachfrage bei einer KI-Adresse, wenn man folgende Worte eingibt: Adorno, Studentenbewegung, Riehn:

Theodor W. Adorno und Hartmut Riehn hatten unterschiedliche Rollen und Beiträge zur Studentenbewegung in den 1960er Jahren. Theodor W. Adorno war ein renommierter deutscher Philosoph, Soziologe und Musiktheoretiker. Er war einer der führenden Köpfe der Frankfurter Schule, einer intellektuellen Strömung, die sich kritisch mit den gesellschaftlichen Verhältnissen auseinandersetzte. Adorno war Professor an der Johann Wolfgang Goethe-Universität in Frankfurt am Main und hatte dort einen großen Einfluss auf Studenten. Adorno äußerte sich kritisch zur Studentenbewegung und deren radikalen Methoden. Er war der Ansicht, dass die Bewegung dazu neigte, dogmatisch zu sein und die Gefahr bestand, dass sie in autoritäre Strukturen abrutschte. Dennoch versuchte er auch, die Anliegen der Studenten zu verstehen und diskutierte mit ihnen über politische und gesellschaftliche Themen. Hartmut Riehn hingegen war ein aktiver Teilnehmer der Studentenbewegung in Frankfurt. Er gehörte zur Gruppe der linksradikalen Studenten, die sich gegen die bestehenden politischen und gesellschaftlichen Strukturen auflehnten. Riehn war in der Gruppe um Karl-Heinz Riehn aktiv, die nach ihm benannt war und eine militantere und gewaltbereitere Ausrichtung hatte. Es gibt jedoch keine spezifischen Informationen über eine direkte Verbindung oder Zusammenarbeit zwischen Theodor W. Adorno und Hartmut Riehn während der Studentenbewegung. Adorno hatte als Professor sicherlich Einfluss auf einige Studenten, aber es ist unwahrscheinlich, dass er eine direkte Rolle in den Aktivitäten von Hartmut Riehn und seiner Gruppe spielte.“