Ruth Moufang

* 10. Januar 1905 in Darmstadt; † 26. November 1977 in Frankfurt am Main; im Jahr 1957 wird sie an der Johann Wolfgang Goethe-Universität in Frankfurt am Main als ordentliche Professorin auf den Lehrstuhl für Mathematik berufen. Ruth Moufang lehrt an der Johann Wolfgang Goethe-Universität bis zu ihrer Emeritierung im Jahr 1970. Sie ist befreundet mit Prof. Wilhelm Magnus.

Professorin der Mathematik

Frau Moufang nimmt im vorliegenden Kontext eine besondere Rolle ein: Anfang 1967 hat der Autor dieser Site sein 2. juristisches Staatsexamen bestanden und ist auf der Suche nach einer Arbeitsstelle. Eher zufällig berichtet ihm Frau Moufang im August 1967, mit der er familiär über Prof. Wilhelm Magnus und dessen Vater Prof. Alfred Magnus befreundet ist, das Rektorat der Johann Wolfgang Goethe-Universität suche einen Juristischen Sachbearbeiter. Er solle sich doch einfach direkt an ihren Kollegen Prof. Franz wenden, der aktuell als Prorektor amtiere. Sicherlich sei dies eine gute Idee. Das frühere Studium an der Frankfurter Hochschule sei eine solide Grundlage für eine solche Tätigkeit und Marburg sei nicht allzu weit entfernt. Nach zwei Vorstellungsgesprächen bei dem Prorektor und dem Rektor, Prof. Rüegg, beginnt eher unerwartet eine aufregende Tätigkeit, die erst 1980 mit dem Wechsel in das Amt eine Richters am Verwaltungsgericht Gießen endet.

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Herkunft und Familie

Ruth Moufang ist die Tochter von Eduard Moufang, promovierter Chemiker (1874–1941) aus Palermo, und seiner Ehefrau Else Moufang, geborene Fecht. Eduard Moufang ist der Sohn des Friedrich Carl Moufang (1848–1885) aus Mainz, Kaufmann in Frankfurt am Main und der Elisabeth Moufang, geb. von Moers, Tochter des Alexander Fecht (1848–1913) aus Kehl und seiner Ehefrau Ella Fecht, geb. Scholtz (1847–1921) aus Tilsit.[1] Zu Ruth Moufang’s familiären Wurzeln aus einer über Generationen in Mainz ansässigen Familie zählen neben vielen bekannten Moufang Vorfahren aus dem Klerus, der Politik und der Kaufleute, auch Nicola Moufang und seine Brüder.

Gymnasialzeit und naturwissenschaftliches Studium

Ruth Moufang besucht ab 1913 das Realgymnasium in Bad Kreuznach und legt dort 1924 ihr Abitur ab. Von 1925 bis 1929 studiert Ruth Moufang Mathematik, Physik und Philosophie an der Universität Frankfurt am Main. Dort legt sie ihr Staatsexamen im Fach Mathematik und dem Nebenfach Physik ab. Ruth Moufang ist damit die erste weibliche Studierende im Studiengang Mathematik der Universität in Frankfurt am Main

1930 wird Ruth Moufang bei Max Dehn mit dem Thema „Zur Struktur der projektiven Geometrie der Ebene“ zum Dr. phil. nat. promoviert. Im Anschluss erhält sie ein Stipendium nach Rom, um dort ihren Wissensbereich zu vertiefen. In den folgenden Jahren hält sie Gastvorlesungen an den Universitäten von Frankfurt am Main und Königsberg. In dieser Zeit gelingen ihr für die synthetische Geometrie bedeutsame Entdeckungen über projektive Ebenen. Zum Beispiel zeigt sie, dass Ebenen, in denen der kleine projektive Satz von Desargues allgemeingültig ist, stets als Koordinatenebenen über einem Alternativkörper dargestellt werden können. Ihr zu Ehren nennt man diese Klasse von projektiven Ebenen Moufang-Ebenen.

Im Sommer 1936 wird Ruth Moufang mit ihrer Schrift über Geordnete Schiefkörper an der Johann Wolfgang Goethe-Universität zu Frankfurt am Main habilitiert. Als Frau wird ihr die venia legendi unter der nationalsozialistischen Regierung versagt. Im März 1937 reagiert das zuständige Ministerium wie folgt:

Da dem Dozenten im Dritten Reich außer seinen wissenschaftlichen Leistungen wesentlich erzieherische und Führereigenschaften voraussetzende Aufgaben zufallen und die Studentenschaft fast ausschließlich aus Männern besteht, fehlt dem weiblichen Dozenten künftig die Voraussetzung für eine ersprießliche Tätigkeit.”

http://scienceblogs.de/for-women-in-science/2008/09/17/ruth-moufang-krankungen-leidenschaft-und-beharrlichkeit-die-erste-deutsche-mathematikprofessorin/

Deswegen arbeitet sie von 1937 bis zum Ende des Naziregimes 1945 in einem Forschungsinstitut der Firma Krupp, zunächst als wissenschaftliche Assistentin, ab 1942 als Abteilungsleiterin der Abteilung für Angewandte Mathematik und Mechanik.

Siehe auch: Zur Geschichte des Mathematischen Seminars der Universität Frankfurt am Main von 1914 bis 1970, Seite 82

Nach dem Krieg kehrt Ruth Moufang an die Goethe-Universität nach Frankfurt zurück. 1946 erhält sie dort ihre venia legendi und 1951 ein planmäßiges Extraordinariat. Im Jahr 1957 wird sie an der Johann Wolfgang Goethe-Universität in Frankfurt am Main als ordentliche Professorin auf den Lehrstuhl für Mathematik berufen.

Moufang-Vorlesungsverzeichnis-1967

Ruth Moufang lehrt an der Johann Wolfgang Goethe-Universität bis zu ihrer Emeritierung im Jahr 1970.

Wissenschaftliche Leistung

Ruth Moufang gilt als Begründerin eines neuen Forschungsgebiets, das sich mit der Untersuchung projektiver Ebenen auseinandersetzt. In diesem Kontext gelang es ihr, Geometrie und abstrakte Algebra zu verbinden.

Einen weiteren Schwerpunkt ihres Wirkens bildet im Bereich der Mechanik die angewandte Elastizitätstheorie. Die Begriffe Moufang-Ebene, Moufang-Loop und der Moufangsche Elastizitätsmotor sind mit ihr verbunden.

Die Presseerklärung der Stadt Bad Kreuznach

Am 15. März 2022 hat die Oberbürgermeisterin von Bad Kreuznach – der Stadt, in der Frau Moufang geboren und zur Schule gegangen ist – eine Presseerklärung veröffentlicht:

220315-Moufang-Presseerklaerung