Burkhard Bluem, SDS

Agitator und Aktivist des SDS, Palästinenserfreund, geboren 1944, ab SS 1964 Soziologiestudium an der Johann Wolfgang Goethe-Universität.

Später ist Burkhard Bluem unauffälliger Geschäftsführer des Frankfurter „Verbandes der Selbstverwalteten Betriebe e.V.„, aktuelles Schicksal unbekannt.

Die Rolle von Bluem im Verlauf der Frankfurter Studentenbewegung

Burghard Bluem ist unter anderem in der Streikbewegung gegen die Notstandsgesetzgebung aktiv, agitiert gegen die Bundeswehr und stellt für den SDS Kontakte nach Palästina her.

Burkhard Bluem
Bluem 1969

Der Beschluss der 23. Delegiertenkonferenz des SDS September 1968 zur Bundeswehrkampagne

Im Verlauf der 23. Delegiertenkonferenz des SDS, die vom 12. bis 16. September 1968 in Frankfurt stattfindet, wird unter anderem beschlossen, eine „Kampagne gegen die Bundeswehr und deren autoritäre Strukturen zu starten. Begründet wird dies mit der angeblichen schrankenlosen Ausweitung des „staatlich-militärischen Exekutivapparates„:

Burkhard Bluem Studentenbewegung SDS
Auszug aus dem Konferenzprotokoll vom 16. September 1968

Als solche Institutionen werden der geheime und offene Polizeiapparat sowie der Bundesgrenzschutz genannt, der mit Infanterie- und Panzerwaffen ausgestattet werde, um Aufstände zu bekämpfen. Schließlich wird alarmierend die Rolle der Bundeswehr als „Bürgerkriegsarmee“ thematisiert:

Burkhard Bluem Studentenbewegung Gewalt
Burkhard Bluem SDS-Konferenz 16. September 1968
Auszug aus dem Konferenzprotokoll vom 16. September 1968

Unter Bezugnahme auf diese Thesen wird dann großspurig beschlossen, die Bundeswehr als „Instrument der Klassenherrschaft“ zu beseitigen:

Burkhard Bluem Frankfurt
Auszug aus dem Konferenzprotokoll vom 16. September 1968

Das Spiegelinterview mit Burkhard Bluem

Im Spiegel vom 15.09.1968 (DER SPIEGEL 38/1968) wird zum Thema Bundeswehr ein Interview veröffentlicht, in welchem Bluem die Frage gestellt wird, ob der SDS die Soldaten der Bundeswehr zu „Revolte“ aufrufe. Seine Antwort:

„Unserer Ansicht nach stellt die Bundeswehr in erster Linie eine Bedrohung der Bevölkerung dar; denn die Bundeswehr hat infolge der Notstandsgesetze primär die Aufgabe, innere Unruhen zu unterdrücken. Erst sekundär ist sie eine Armee im traditionellen Sinne, ·die — wie alle bürgerlichen Armeen — als Instrument einer imperialistischen Außenpolitik dient. Unsere Parole heißt deshalb: »Zerschlagt die Bundeswehr.

Noch verrückter antwortet er auf die Frage, ob denn der SDS versuchen werde, die Kasernen zu stürmen. Seine Antwort

Wahrscheinlich wird es auch derartige Aktionen geben, die allerdings immer mit der Aufklärung darüber verbunden sein müssen, warum wir das tun. Die Bundeswehrspitze wird vor der Alternative stehen, uns entweder unsere Propaganda machen zu lassen oder sie aber in einer Art und Weise zu verhindern, die den Soldaten die Vermutung nahelegt, daß manches an unserer Argumentation richtig sein muß. Wenn die Bundeswehr unsere Aktionen zerschlägt, indem sie gegen die Demonstranten hart vorgeht, wird das nicht ohne politische Rückwirkungen auf die Bundeswehr selber bleiben.“

Die Initiative zur Bundeswehrkampagne von Burkhard Bluem wird niemals realisiert

Glücklicherweise folgen diesen bedrohlichen Ankündigungen keine Aktionen. Die hochstapelnd angekündigte „Kampagne gegen die Bundeswehr und deren autoritäre Strukturen“ wird niemals umgesetzt. Den Worten folgen keine Taten.

Burkhard Bluem beteiligt sich am Carlo Schmid-Go-In (20. November 1967)

Zusammen mit 10 weiteren Personen beteiligt sich Bluem am 20. November 1967 am Carlo Schmid-Go-In. Deswegen erhebt die Oberstaatsanwaltschaft Frankfurt am 2. Dezember 1968 gegen ihn Anklage wegen Nötigung und Hausfriedensbruchs.

Palästinenserfreund Burkhard Bluem

„Tatsächlich reisten im Juli 1969 rund 20 SDS-Mitglieder aus Frankfurt, Heidelberg und Aachen auf Einladung von ‚El Fatah‘ und der ‚Demokratischen Volksfront für die Befreiung Palästinas‘ über Kairo nach Jordanien. Zu den Frankfurtern gehörten neben anderen der damalige Vorsitzende der SDS-Hochschulgruppe, Burkhard Bluem, und der Soziologiestudent Detlef Claussen. In Kampfuniformen trainierten die SDSler in einem an der syrischen Grenze nahe Derra gelegenen versteckten Lager der ‚Fatah‘ gemeinsam mit IRA-Terroristen mit dem Schnellfeuergewehr Kalaschnikow. Der Aufenthalt in Jordanien, Syrien und dem Libanon, der neben einer paramilitärischen Kurzausbildung auch Führungen und Besichtigungen beinhaltete, erstreckte sich über mehrere Wochen. Nachdem sowohl die Zeit als auch die Süddeutsche Zeitung Mitte August 1969 darüber berichtet hatten, sah sich der SDS-Bundesvorstand genötigt, eine gewundene Erklärung abzugeben. Einerseits sollte die Sache „nicht an die große Glocke gehängt werden“ (Udo Riechmann), andererseits kritisierte man die zum ‚Studium des palästinensischen Revolutionsmodells‘ offenbar notwendigen „Geheimhaltungserfordernisse“.

JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co., 05/01 26. Januar 2001