Reinhart Wolff, SDS

Amtsrichtersohn, Bruder von KD Wolff und Frank Wolff. geb. am 20. Oktober 1939 in Battenberg (Eder), Mitglied des SDS-Bundesvorstands 1969/70, steht nicht an vorderster Front der Aktionisten. – Später: Akademische Karriere als Pädagogikprofessor, In den 70er Jahren avanciert er zum führenden Kopf der Kinderladen-Bewegung und ist Gründer des umstrittenen Kinderschutzzentrums Berlin. 2005 wird ihm das Bundesverdienstkreuz verliehen.

Geprägt von den antiautoritären Ideen der Studentenbewegung profiliert sich Reinhart Wolff als Pädagoge besonderer Art. Er entwickelt nämlich eine „aufgeklärte Kinderschutzperspektive„, wonach bei sexuellem Missbrauch von Kindern den Erwachsenen als Täter nicht die alleinige Schuld trifft. Dieser sei gleichzeitig auch Opfer. Aus der Sicht Wolffs gilt dies vor allem auch für entsprechende Taten innerhalb der Familie. Hier müsse eine „familienorientierter Ansatz“ gelten, wonach zum Beispiel der Vater als Täter gemeinsam mit dem kindlichen Opfer zu therapieren sind. Hilfe sei besser als Strafe. Diese besondere Sichtweise Wolffs übernimmt weitgehend der Deutsche Kinderschutzbund (DSB), mit dem er eng zusammenarbeitet.

Allerdings werden dann im Jahr 2013 skandalöse Beziehungen zwischen Pädophilenorganisationen und dem DKSB aufgedeckt, die auch Wolff mit seinen wissenschaftlichen Theorien in Misskredit bringen. Zur historischen Aufarbeitung des Sachverhalts wird das „Göttinger Institut für Demokratieforschung“ beauftragt:

Mai 2015

Siehe hierzu im Übrigen die Kritik in Emma, Ausgabe September/Oktober 1993:

In den 70er Jahren avancierte der Pädagoge zum führenden Kopf der Kinderladen-Bewegung, die einst von Frauen initiiert worden war. Anfang der 80er gründete Wolff das Berliner „Kinderschutzzentrum“. Ende der 80er konzipierte der Alt-68er für den „Deutschen Kinderschutzbund“ die neue Strategie „Hilfe statt Strafe“. Dahinter steckt der sogenannte „familienorientierte Ansatz“, will heißen: Das Opfer wird nicht vorm Täter geschützt und von ihm getrennt, sondern gemeinsam mit ihm „therapiert„. Im Klartext: Ein missbrauchender Vater bleibt weiterhin unter einem Dach mit der missbrauchten Tochter, und gemeinsam führen beide verständnisvolle Gespräche mit den Therapeuten.“

Emma, Ausgabe September/Oktober 1993

Die Rolle Reinhardt Wollfs in der Studentenbewegung