Alfred Schmidt

Alfred Schmidt ist seit 1961 als wissenschaftlicher Assistent bei Max Horkheimer und Theodor W. Adorno an der Universität tätig. Ab dem Sommersemester 1965 bietet er im Rahmen eines Lehrauftrag „Übungen zur Geschichte der Philosophie insbesondere zur Aufklärung und ihrer Tradition“, an. 1972 wird Schmidt auf den – früher von Horkheimer, zwischenzeitlich von Jürgen Habermas besetzten – Lehrstuhl für Philosophie und Soziologie berufen, den er bis 1999 innehat. 

Alfred Schmidt ist am 28. August 2012 verstorben

Alfred Schmidt Studentenbewegung
Alfred Schmidt
Prof. Alfred Schmidt
Alfred Schmidt

Alfred Schmidt und die Studentenbewegung

Siehe die Rezension von Jan Hoff vom 18.10.2018: Der unbekannte Pionier – Ein neuer Sammelband dokumentiert die wegweisende Marx-Rezeption Alfred Schmidts.
Zitat:

Der Sammelband schließt mit einem Nachwort von Helmut Reinicke, der in den 1960er-Jahren Mitglied des Frankfurter SDS war und unter anderem als Verfasser einer Schrift über den jung verstorbenen Adorno-Schüler Hans-Jürgen Krahl und eines Buchs über Rudi Dutschke hervorgetreten ist. Das in narrativem Stil gehaltene und mit zahlreichen Anekdoten versehene Nachwort erweist sich als eine kleine, aber feine Fundgrube zur Rezeption des Marx‘schen und des marxistischen Denkens durch Schmidt und die Theoretiker des Frankfurter beziehungsweise West-Berliner SDS. Schmidt selbst, so Reinicke, habe „bereits 1962 die Stoßrichtung der weiteren theoretischen Arbeit der hauptsächlich philosophisch-soziologischen studentischen Linken zur Ökonomiekritik“ antizipiert (S. 183). Diese seien fortgesetzt worden durch „die mannigfachen kapitallogischen, wertformdialektischen Schriften“ (S. 192), die zwar nicht aus Schmidts eigener Feder, aber von Marx-Interpreten aus seinem Wirkungskreis stammten.

Rezension von Jan Hoff vom 18.10.2018

Alfred Schmidt verurteilt den Aktionismus des SDS

Helmut Reinicke bestätigt, dass Alfred Schmidt überaus deutlich den Aktionismus des SDS verurteilt:

Die Spontaneität fand freilich später bei AS eine weniger gute Presse. Er findet über die Studentenproteste kritische Worte – „Aktionen um ihrer selbst willen“ -, ebenso zu Marcuse. Nun ließ AS zwar manchmal etwas über „Berufsjugendliche“ fallen, war aber sonst doch mit einigem Stolz bei der Sache. Erst als dann Adorno sich verzweifelt zeigte – wie im Spiegelinterview vom 5. Mai 69 – unternahm er in leisen Tönen dessen Verteidigung. So heißt es in der „Bauernfrage“: „Der Aberglaube an die naturnotwendigen Abläufe der Geschichte und die subjektive Unmittelbarkeit losgelassenen Handelns sind vom nämlichen Schlag.“ (S. 19) „Blinder Aktionseifer“ ist dann ein Zeichen dafür, wie er sagt, „dass das revolutionäre Potential im objektiven Faktor so geschwächt ist, dass sich die Erkenntnis und der Wille zur Veränderung nicht mit ihm verändern können.“ (ibid., S. 20) Im Nachwort zu seinen beiden Bänden zur „Kritischen Theorie“ wurde er – wohl durch Bedrängungen von Horkheimer – noch schildknappenhafter. Andrerseits zeigte er mir Fotos aus der Frankfurter Rundschau, auf denen er sich inmitten des Uni-Streiks wiederfand. Besonders eingenommen war er von unserem abendlichen Verweilen im besetzten Rektorat der Karl-Marx-Universität. Ich weiß nicht mehr, wer alles vom Frankfurter SDS am Rundtisch saß. Jedenfalls verirrte sich dann noch Hans Magnus Enzensberger ins Rektoratszimmer, was noch ein Moment von literarischer Färbung beiherspielen ließ.“

Helmut Reinicke, Alfred Schmidts neuer westlicher Marxismus (ein im Internet veröffentlichter Artikel)